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Celander
 
Da sie ihren Busen veste vermachte
 
 
                            1.
 
  Mein Kind / sey doch so blöde nicht /
Laß deinen Busen offen /
  So sieht man / daß dir nichts gebricht /
Daß alles eingetroffen:
  Sonst dencket man gewiß von dir /
  Du hättest nicht der Brüste Zier.
 
                            2.
 
  Ein Griff entweyht nicht deine Brust /
Und macht ihr keine Flecken /
  Was nützt ein Schatz der unbewust
Den Sand und Steine decken?
  Die Perl / so stets verborgen liegt /
  Mit ihrem Glantze nicht vergnügt.
 
                            3.
 
  Was die Natur uns Menschen giebt /
Das darff man allen zeigen /
  Am meisten diesem / der uns liebt /
Dem wir die Sinnen beugen.
  Was ist es / das zum Sclaven macht?
  Wol anderst / denn der Brüste Pracht?
 
                            4.
 
  Was uns die Liebe heilig heist /
Das lasse auch verehren /
  Und wenn denn seine Pflicht erweist /
So must du den nicht stöhren /
  Dem deine Brust das Altar ist /
  Auf dem er deine Gottheit küßt.
 
Herz