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Georg Greflinger (um 1620-1677)
 
Der Mars ist nun im Ars
 
 
                              1.
SA! Lex und Ars die steigen wider hoch /
Ihr Leyd ist umb / der Mars hat nun ein Loch /
Es hat genug gedauret / daß der Mars
Hat Ars getrillt / nun ist der Mars im Ars.
 
                              2.
Nun halten Lex und Ars den Mars im Zaum /
Nun wird und ist mir auß dem Mars ein Traum.
Im Ars ist Lust / im Lex ist Süssigkeit /
Im Mars Gestanck / vom Pulver / Sturm und Streit.
 
                              3.
Wo Lex und Ars die Oberhand behält /
Da scheust der Mars nicht mehr so grob ins Feld.
Der Mars ist roht und schwartz / Lex aber weiß /
Und Ars wie Gold / Lex Ars behält den Preiß.
 
                              4.
So finster und so grewlich es im Mars,
So Sonnenklar und lieblich sind Lex, Ars,
Lex Ars, sind Freund / und halten nichts vom Mars,
Ey / sey dann Mars ein Freund vom Lex und Ars.
 
                              5.
Wolan / O Mars, scheuß nun nicht mehr so grob /
Es zörnen sonst Lex und auch Ars darob.
Wann Ars regiert / und Lex die Zunge braucht /
So zittert Mars / scheust er gleich daß es raucht.
 
                              6.
Im Mars ist nichts / das unser Hertz erfreut /
Lex aber hat viel Lust und Lieblichkeit.
Deßgleichen Ars, Ars ist so wunder fein /
Daß jederman im Ars wil Bürger seyn.
 
                              7.
Lex mich im Mars sehr wenig schützen kan /
Dann wo der Mars regiert / kommt Lex nicht an.
Nun aber Mars im Ars, Lex mich beschirmt /
Und hilfft nun nicht / daß Mars viel scheust und stürmt.
 
                              8.
Küßt mir nun Ars und Lex, und flucht dem Mars.
Verflucht sey Mars. Geküßt sey Lex und Ars.
O süsses Lex! O Lieblichkeit im Ars!
Wir küssen euch / kommt an / verflucht sey Mars.
 
                              9.
Mars scheußt und stinckt / Ars aber ist sehr mild /
Lex angenehm / der Mars ein greulich Bild.
Ars machet Gunst / Lex hat das Lob / was Ars,
Was greulich ist / das ist fürwahr im Mars.
 
                              10.
Weg mit dem Mars, heran mit Lex und Ars,
Ars liebt die Ruh / Lex auch / Krieg aber Mars.
Viel lieber Fried als Krieg / weil Mars verzehrt /
Was Ars erwirbt. Mars raubt / Lex Ars ernehrt.
 
     Gut gemeint und böß verstanden /
     Machet manche Schrifft zuschanden.
 
 
[Mars: Krieg (eigentl. röm. Kriegsgott); Lex: Gesetz; Ars: Kunst.]
Quellenangabe für das Gedicht:
Gedichte des Barock, hrsg. von Ulrich Maché und Volker Meid. Stuttgart: Reclam, 1980, S. 104 ff.